Eine unsterbliche Liebe - 1

Ich sitze im schwach beleuchteten äußeren Bereich des Thronsaals des Rates und warte auf mein Schicksal.



Der Rat hat seit 50 Jahren keine Menschen mehr ausgewählt, der sie über die modernen Wege der Welt unterrichtet, bis heute, als die Vampir-, Werwolf- und Sirenenlords mich, Annie Beaufort, zu ihrer Lehrmeisterin wählten.

Plötzlich reißt ein Wächter die Tür auf und ich hatte Mühe sein Gesicht zu erkennen.


Wächter: Deine Zeit ist gekommen, Annie Beaufort. Du musst an deiner Initationszeremonie teilnehmen.


Mit zittrigen Knien stehe ich auf und folge dem Wächter durch den dunklen Gang zu meinem Schicksal.

Ich blinzelte ein paar Mal um meine Sicht zu verbessern, aber ich kann die andere Seite immer noch nicht sehen.

Ich bemühe mich, der Dunkelheit zu trotzen, aber der Wächter spürt mein Zögern.


Wächter: Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Der Rat führt diese Zeremonie immer durch, wenn ein neuer menschlicher Ausbilder erforderlich ist.


Annie: Das habe ich gelesen, aber es ist etwas anderes, wenn es wirklich passiert.


Wächter: Darüber zu lesen, dem Rat der Unsterblichen zu dienen, ist nicht dasselbe, wie es tatsächlich zu tun, nicht wahr?


Annie: Ganz genau! Es wäre schön gewesen, wenn ich vor dem heutigen Tag etwas praktische Erfahrungen hätte sammeln können.


Wächter: Der Vampirlord hat dich persönlich ausgewählt, unter anderem wegen deiner Testergebnisse und deines Potenzials.


Annie: Wirklich? Das beruhigt mich tatsächlich ein wenig.


Wächter: Wirklich. Der Rat der Unsterblichen nimmt nur die Würdigen auf. Vertraue also darauf, dass du würdig bist, Annie.


Mein Gesicht errötet bei dem Gedanken, dass ein Vampir, den ich noch nie getroffen hatte, meine akademische Reise verfolgt hat.


Annie: Wie ist der Name des Vampirlords? Und wäre es höflich, ihm zu danken oder so?


Wächter: Sein Name ist Lord Ethan. Und ich bin mir sicher, dass du früher als du denkst, die Gelegenheit haben wirst, ihm zu danken.


Der Wächter öffnet die Tür und für einen Moment werde ich von dem intensiven Licht geblendet. Vor mir sitzen zwei Unsterbliche.

Es handelt sich um eine Sirene und einen Werwolf. Zwei Stühle sind leer.



Bevor ich mich orientieren kann, schaut die Sirene dem Wächter in die Augen und grinst.


Sirene: Lord Ethan, wie schön, dass du dich uns endlich anschließt!

Wir wollten gerade Wetten darüber abschließen, ob du dich mit unserer neuen Ausbilderin verlaufen hast.


Als sich mein Sehvermögen normalisiert, entblößt der Wächter sein Gesicht und enthüllt die atemberaubenden grünen Augen eines Vampirs.



Ethan: Annie Beaufort. Endlich treffen wir uns von Angesicht zu Angesicht.


Ich versuche zu sprechen, aber im ersten Moment kommt mir nichts über die Lippen. Ein verruchtes Lächeln umspielt den Mund des Vampirlords.


Ethan: Haben dir deine Professoren nicht beigebracht, dass es unhöflich ist Unsterbliche anzustarren?


Annie: Ich wollte nicht starren. Tut mir leid.


Schnell richtete ich meinen Blick gen Boden, aber Ethan beugt sich vor und hebt mein Kinn zu sich an.


Ethan: Kein Grund, schüchtern zu sein. Jetzt, wo du unsere Technologie Ausbilderin bist, werden wir viele Jahre lang eng zusammenarbeiten.


Annie: Ich versuche nur respektvoll zu sein. Da du schon so lange lebst, bin ich sicher das ich noch viel von dir lernen kann.


Ethans Augen schimmern vor Neugierde, während er mich von Kopf bis Fuß mustert.


Ethan: Es schadet nie höflich zu sein. Ich habe das Gefühl, das ich auch von dir noch viel lernen kann, Annie.


Jemand schnippt mit den Fingern und unterbricht damit unser Gespräch. Ich drehe den Kopf und schaue die Sirene an.


Sirene: Dumme Sterbliche. Jedes Mal wenn sie einem Vampir über den Weg laufen, sind sie total von den Socken, ehrlich!

Augen hier rüber, Annie. Vertrau mir. Ethan kann seinen Zauber nicht auf dich ausüben, wenn du ihn nicht direkt ansiehst.



Ethan nimmt seinen Platz ein und die drei Unsterblichen Lords des Rates erheben sich vor mir.



Werwolf: Gehe behutsam mit unserer neuen technischen Ausbilderin um, Lord Ethan. Wir wollen sie nicht gleich am ersten Tag verschrecken.

Außerdem hat es den Anschein, als hätte sich die Sterbliche auf ihrem langen Weg vom äußeren Bereich des Geländes mit Ethan angefreundet.



Ich spüre wie mir unter den spielerischen Blicken der zwei Unsterblichen das Blut in die Wangen schießt.


Annies Gedanken: Meine Professoren haben mir gesagt, das Angst bei den Unsterblichen nichts zu suchen hat, aber Verlegenheit sehr wohl.


Sirene: Stimmt das, Mensch? Seid ihr, du und Lord Ethan , euch schon nahe gekommen?


Ich werfe einen Blick auf Ethan, der grinst und reicht mir spielerisch die Hand, um mich zum Sprechen zu ermutigen.


Ethan: Lady Stephanie hat dir eine Frage gestellt. Und dank deiner Brillianz, Annie, weißt du sicher, wie du sie beantworten kannst.


Annie: Ähm, ist das eine Falle?



Stephanie: Oh, wir haben es mit einer temperamentvollen Sterblichen zu tun.

Die gefällt mir. Kann ich sie behalten?


Ethan (wütend): Genug! Wenn ihr euch die Mühe gemacht hättet, ihre Zeugnisse anzuschauen, wüsstet ihr das Annie kein Haustier ist.


Stephanie: Ganz ruhig, Ethan.


Der Werwolf im Rat stößt ein markerschütterndes Heulen aus. Alle verstummen und sehen ihn an.


Ethan: Danke dafür. Wir werden von der eigentlichen Aufgabe abgelenkt. Unsere neue Techniklehrerin verdient unsere Aufmerksamkeit.


Werwolf: Tut mir leid, Annie. Wir hatten seit 50 Jahren keine dieser Zeremonie Dinger mehr, also sind wir etwas eingerostet.


Stephanie: Vielleicht, aber ich erinnere mich das der nächste Teil mein Lieblingsteil ist.

Wächter, bringt den Zeremoniekelch herein!


Mein Kopf brummt, als der echte Wächter - ein Dämon, wie ich glaube, langsam aus dem Thronsaal schwebt.


Annies Gedanken: Konzentration. Ethan bestimmt über mein Leben und wer bin ich schon, dass ich jemals einem Vampir nahe kommen könnte.


Stephanis Gedanken: Entspann dich mal, Annie. Du fängst an, mich zu stressen.


Ich schaue mich um und versuche die Stimme zu orten. Als sie sich wiederholt, merke ich das sie sich in meinem eigenen Kopf befindet.


Stephanies Gedanken: Einer der Vorteile eine Sirene zu sein ist, dass ich über meine Gedankenkraft plaudern kann. Lustig, nicht wahr?


Annies Gedanken: Oh! Nun ich habe viel darüber gelesen wie verlockend Sirenen sein können.


Stephanis Gedanken: Ich kann mit Stolz sagen, dass alles wahr ist! Aber ich bin nicht darauf aus, dich zu manipulieren, das schwöre ich.


Annies: Gedanken: Was genau willst du dann von mir?


Stephanies Gedanken: Ganz ehrlich? Freundschaft! Die Spannungen zwischen den Unsterblichen und den Menschen sind schon viel zu lange groß.


Annies Gedanken: Das ergibt wohl Sinn. Ich freue mich darauf, dich besser kennenzulernen, wenn wir zusammenarbeiten.


Stephanie schenkt mir ein freundliches Lächeln, aber ich sehe, wie sich ihr Gesicht leicht verdunkelt, als sie sich an etwas erinnert.


Stephanies Gedanken: Der einzige Unsterbliche, auf den du aufpassen musst wird heute Abend eher nicht anwesend sein, also mach dir keine Sorgen.


Annies Gedanken: Warte, welcher Unsterblich ist das ?


Stephanies Gedanken: Hoppla! da habe ich wohl zu viel gesagt. Unser Anführer, Lord Cassius, kommt nie zu diesen Dingen, also noch einmal, keine Panik.


Ich versuche zu lächeln, aber nachdem der Name Cassius gefallen ist, gelingt es mir nicht, meinen Herzschlag zu normalisieren.

Der Dämonenwächter kommt schließlich mit einem großen funkelnden Kelch zurück und überreicht ihn Ethan.


Ethan: Nun, Annie, wir sind heute aus zwei wichtigen Gründen hier versammelt.

Erstens werden wir dich als unsere neue Ausbilderin im Bereich der Technologien einführen. Und zweitens -


Annie: Moment mal, sagtest du zwei Gründe?

Denn ich stand unter der Annahme, das -


Ethan wirft mir einen strengen Blick zu. Ich schließe die Lippen und lasse den Vampirlord sprechen.


Ethan: Wir müssen auch klären, ob du das Schicksal hast, die dunkle Prophezeiung zu erfüllen. Wir überprüfen jeden Sterblichen den wir einstellen.


Panik durchströmt meine Brust, während ich mich schnell an alles erinnere, was ich über die dunkle Prophezeiung gelernt habe.


Annies Gedanken: Okay, ich erinnere mich gelesen zu haben, das der Rat jederzeit Sterbliche für die dunkle Prophezeiung testen kann.

Aber mich? Wirke ich wirklich wie jemand der die Welten der Menschen und der Unsterblichen ausgleichen kann?


Ethan blickt mir tief in die Augen wie eine Königskobra, die ihre Beute studiert. Ich versuche nicht zu vergessen zu atmen.


Ethan: Beruhige dich, Annie. Du hast doch sicher an deinem schicken College etwas über die dunkle Prophezeiung gelernt, oder?


Annie: Ich weiß alles über die Prophezeiungen, ob dunkel oder nicht.

Immerhin habe ich meinen Abschluss als Jahrgangsbeste gemacht. Nicht, das es schwer gewesen wäre oder so.


Stephanie: Oh, was für ein süßer Streber für Unsterbliche Studien! Ich bin sicher, du warst ein richtiger Lehrerliebling.


Ethan: Deine Professoren haben dir bestimmt gesagt, das du bei der Prüfung Blut aus einem magischen Kelch trinken musst, oder?


Annie: Was soll das jetzt mit dem magischen Kelch?


Ethan: Du weißt schon, so wie der, den wir hier haben.


Annie: Oh, richtig! Nun, unserer war viel älter. Ja das ist es.


Stephanie: Annie, du bist vermutlich die lustigste Sterbliche, die ich je getroffen habe.


Stephanie stößt ein gewaltiges Schnauben aus. Freudig schüttet sie ein Fläschchen Blut in den Kelch, als wäre es Fruchtpunsch.


Annie: Ähm nur eine Phiole, was?

Ich meine, wenn dieser Test so wichtig ist wie es scheint, sollten wir dann nicht wenigstens ein paar Liter Blut nehmen?


Ethan schmunzelt kehlig und gibt dabei ein angenehmes, grollendes Geräusch von sich, das mich an Donner erinnert.


Ethan: Bist du bereits blutrünstig? Wenn du mehr trinken möchtest, lässt sich das sicher einrichten.


Annie: Nein danke. Ich bleibe bei diesem kleinen, äh Blutschnaps. Es ist immer besser, Lust auf mehr zu haben, oder?


Stephanie reicht dir den mit Blut gefüllten Kelch. Du starrst tief in ihn hinein, während du versuchst zu verarbeiten was passiert.


Annie: Wird etwas passieren, nachdem ich das Blut getrunken habe, damit wir wissen ob ich die Auserwählte der dunklen Prophezeiung bin?


Werwolf: In der Prophezeiung heißt es: Nur durch menschliche Augen von Unsterblichem Grün, kann das gesuchte Gleichgewicht der Welten werd gesehn.


Ethan: Korrekt. Wenn deine Augen grün schimmern, wie die eines Vampirs, wissen wir das du die Auserwählte bist.


Ethans Augen schimmern mit genau dem Smaragdglanz, den er beschrieben hat. Ich muss mich konzentrieren um den Kelch nicht fallen zu lassen.


Annie: Und wenn ich nicht die Auserwählte bin? Was passiert dann ?


Ethan: Nun, du könntest sterben, aber ich habe dich als unsere neue Ausbilderin ausgewählt, weil ich glaube das du viel stärker bist als ein magischer Kelch.


Stephanie: Und wir könnten die Auserwählten aktuell wirklich gut gebrauchen. Das Ungleichgewicht zwischen unseren Welten wird zu instabil.


Ethan: Bitte Stephanie, nicht jetzt. Überfordere die arme Sterbliche nicht.


Ich schlucke hörbar und spüre wie das Blut aus meinem Gesicht weicht. Der Kelch scheint unvorstellbar voll zu sein.


Ethan: Verlierst du dein Selbstvertrauen, Annie Beaufort?

Vielleicht bist du doch nicht so mutig, wie ich anfangs dachte.


Ohne ein weiteres Wort zu sagen, werfe ich meinen Kopf zurück und leere den Kelch. Ich verziehe den Mund, aber grinse trotzdem.



Ethan: Beeindruckend. Auch wenn du nicht die Auserwählte bist, lässt sich nicht leugnen das du furchtlos bist.


Annie: Danke Lord Ethan. Ich tue was ich kann.


Stephanie schnappt nach Luft, als ich spreche und ein teuflisches Grinsen breitet sich auf Ethans Gesicht aus.


Ethan: Ich denke, wir werden künftig noch viel mehr Zeit miteinander verbringen, also genügt Ethan.


Stephanie: Ihre Augen haben hellgrün geleuchtet, genau wie es die dunkle Prophezeiung vorhergesagt hat. Habt ihr es alle gesehen?


Werwolf: Du bist tatsächlich die Auserwählte, Annie. Du bist zur rechten Zeit gekommen. Gute Wahl, Lord Ethan.


Ethan: Ich hatte ein gutes Gefühl, Annie. Jetzt stellt sich nur die Frage, wer dich ausbilden wird, damit du dein Potenzial erreichst?


Plötzlich wird der Raum stockdunkel. Ich höre Stephanie keuchen und Ethan grunzt bissbilligend.


Stephanie: Seit wann nimmt unser lieber Anführer an diese Zeremonie teil, Ethan?

Kommentare

  • Liebe Annie, da hast du dir was tolles einfallen lassen. Ich beschnuppere nun auch deine anderen Teile. :smileygroß6:

    Danke 1
  • :thxbär: liebe Camilla.


    Es freut mich sehr das sie dir gefällt. :Love02:

  • Eine wirklich tolle Geschichte.. :smileygroß2:

  • :gelbidanki: ihr Lieben.


    Ich schreibe gerne, deswegen macht es mir auch nix aus wenn ich viel schreiben muss. :smiley3:

    Es freut mich natürlich sehr das euch die Geschichte schonmal gefällt :sykhokiss:

  • So vieeeel Text, da würde mir meine Hand abfaulen, Respekt! :quetsch: Die Story an sich ist super. Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt. Hast dir echt Mühe gegeben. Vielen Dank süße. :herzglitter:

    Kuss 1
  • Coole Story :peaceee:

    Kuss 1