Eine unsterbliche Liebe - 10

Ich halte mir den Mund zu, um angesichts der Tatsache das ein nackter Vampir fest neben mir schläft, nicht zu schreien.

Ich atme tief durch. Jetzt wo ich die zweite Phase meiner Verwandlung überstanden habe, fühlt sich mein Kopf etwas klarer an.

Ich überlege mir wie ich Ethan am besten wecke. Ich greife direkt unter sein Kinn und streichele seinen Hals, um ihn sanft zu kitzeln.

Schon bald breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und Ethan wacht schmunzelnd auf.


Ethan: Hast du mich gerade gekitzelt, Annie? Ich wusste nicht das wir schon so weit in unserer Beziehung sind.


Annie: Bist du dir sicher? Denn du bist derjenige der letzte Nacht beschlossen hat, nackt neben mir zu schlafen.


Ethan schaut an sich herunter, als würde er zum ersten Mal seine Nacktheit bemerken. Schnell zieht er seinen Pyjama an.


Ethan: Das tut mir leid. Ich wollte nicht ohne Kleidung einschlafen oder dich erschrecken.


Ethan setzt sich auf die Bettkante und lächelt mich vorsichtig an. Ich positioniere mich neben ihn.


Annie: Also, warum genau hattest du keine Kleidung an?


Ethan: Ich will dir keine Angst machen, aber deine Temperatur ist letzte Nacht wieder auf den Gefrierpunkt gesunken.

Da wir technisch gesehen Gefährten sind und meine Körperwärme besonders gut geeignet ist dich aufzuwärmen, dachte ich , ich helfe dir.


Annie: Hm. Ethan, danke das du dich um mich kümmerst. Wir kennen uns kaum, also hättest du das nicht tun müssen.


Ethan: Naja, tatsächlich musste ich das sogar tun.


Annie: Ach ja? Wie meinst du das?


Ethan: Die Magie der unsterblichen Markierung die ich dir gegeben habe, zwingt mich dir zu helfen. Aber ich habe es gerne getan. Wirklich!


Bevor ich Ethan noch mehr Fragen zu unserer wachsenden Bindung stellen kann, kommt Stephanie in den Raum gestürmt.


Stephanie: Guten Morgen ihr beiden.


Ethan: Hey! Wie wäre es, wenn du zuerst anklopfst, Steph?


Stephanie: Ach was, du hättest die Tür abgeschlossen, wenn etwas Interessantes passiert wäre. Zumindest hoffe ich das.


Stephanie schaut zu mir rüber und ihr Gesicht leuchtet auf, als sie sieht das ich wach bin.


Stephanie: Es sieht so aus, als hätten alle die zweite Phase von Annies Verwandlung überstanden, das ist ein gutes Zeichen.


Annie: Ja, zwei Etappen geschafft und hoffentlich dauert es nicht mehr lange.


Stephanie: Es bleibt nur noch eine weitere Phase deiner Verwandlung, also lass uns dich für den Zeitpunkt anziehen, an dem diese beginnt.


Ethan: Das ist eine gute Idee. Ich gehe duschen, damit ihr etwas Privatsphäre habt.


Ethan schenkt mir noch ein freundliches Lächeln, bevor er in Richtung Badezimmer verschwindet.

Stephanie kichert, als mein Gesicht daraufhin heiß errötet.


Stephanie: Ist letzte Nacht etwas Körperliches passiert, Fräulein? Ihr beide scheint euch heute Morgen sehr nahe zu stehen.


Annie: Ähm, nein , wie kommst du darauf?


Stephanie: Lass mich mal überlegen. Vielleicht hat es damit zu tun, das ich euch beide in euren Schlafanzügen auf seinem Bett sitzen gesehen habe.


Annie: Oh richtig. Das ist fair. Aber wir sind nur Freunde. Denke ich jedenfalls. Es ist schwer den Überblick zu behalten.


Stephanie legt die Kleidung die sie Trägt ab und gibt mir einen schwesterlichen Klaps auf die Schulter.


Stephanie: Ich verstehe. Als Auserwählte und Ausbilderin für Technologien hast du eine Menge um die Ohren.

Warum beginnen wir deinen Tag also nicht mit etwas Unkompliziertem und Spaßigem?


Nachdem ich begeistert genickt habe, hält Stephanie mir drei verschiedene Outfits zur Auswahl vor.


Stephanie: Welches soll es sein? Heute ist dein letzter Tag als freier Mensch, also kannst du tragen was du willst.


Nachdem Stephanie sich umgedreht hat, kuschele ich mich in eine rote Boho-Tunika und ziehe ein paar kniehohe Stiefel an.


Stephanie: Ich dachte mir das dieses Outfit zu dir passen könnte. Es fängt sowohl deine ernste als auch deine leicht kokette Seite ein.


Während Stephanie meinem neuen Look den letzten Schliff verpasst, höre ich wie sich jemand räuspert.


Ethan: Entschuldigt die Unterbrechung meine Damen, aber ich muss meine....


Bevor Ethan seinen Gedanken zu Ende führen kann, sticht Stephanie mir versehentlich mit einer Sicherheitsnadel in den Finger.


Annie: Autsch! Ich weiß es zu schätzen das du mir beim Anziehen geholfen hast, aber das tat weh Stephanie.


Stephanie: Ups. Tut mir leid Annie, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal......


Während ich über das kleine Missgeschick lache, sehe ich Ethan an. Seine Augen sind voller purer, animalischer Spannung.


Annie: Ethan, machst du gerade selbst eine Verwandlung durch?


Ethan neigt seinen Kopf mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zur Seite. Die Sorge um ihn schnürt mir die Brust ein.


Annie: Ich will damit nur sagen, das du nicht du selbst zu sein scheinst. Wirkt sich meine Veränderung auch auf dich aus?


Ethan: Jetzt, wo sich unsere Verbindung vertieft ist dein Schmerz auch mein Schmerz, Annie. Ich habe den Nadelstich gespürt.


Stephanie: Entspann dich Ethan. Annie geht es g.......


Bevor Stephanie zu Ende sprechen kann, springt Ethan quer durch den Raum, sodass er zwischen mir und der Sirene steht. Dann zischt er.


Stephanie: Hast du mich gerade angezischt, du verrückter Vampir?


Beschämt kommt Ethan plötzlich wieder zur Vernunft und hält sich die Hand vor den Mund.


Ethan: Wow. Tut mir leid, Steph. Ich weiß nicht was über mich gekommen ist. Als du Annie in den Finger gestochen hast, habe ich einfach rot gesehen.

Ich konnte an nichts anderes denken, als sie zu beschützen.


Zu meiner Überraschung lässt die Verlegenheit, die Ethan ins Gesicht geschrieben steht, mein Herz schmelzen.

Stephanie macht einen Schritt auf mich und Ethan zu, aber ihre gut gemeinte Annäherung bringt den Vampir nur erneut zum Zischen.


Stephanie: Wenn du mich noch einmal anfauchst, rufe ich Alex rein und der ist noch viel weniger verständnisvoll als ich.


Ethan: Wenn ich wüsste wie ich es abstellen kann, würde ich es tun! Diese Bindungsmagie ist so verdammt stark.


Ethan mustert mich mit intensiven smaragdgrünen Augen, von denen ich mich unmöglich losreißen kann.


Ethan: Fühlst du es auch Annie? Mit unserer wachsenden Verbindung kannst du mir vielleicht helfen mit dem Zischen aufzuhören.


Ich halte seine Handflächen vor mich und gehe auf Ethan zu. Neugierig studiert er mich und setzt sich auf sein Bett.


Annie: Ganz ruhig Ethan. Mir geht es gut. Siehst du?


Ich halte meinen Finger vor den Vampir, damit er sehen kann das die Nadel mich lediglich gepikst hat.


Ethan: Oh. Das sieht viel weniger schlimm aus als das was ich empfunden habe, als Stephanie dich....


Stephanie: Ich habe niemanden absichtlich verletzt!


Annie: Bitte, hör auf meine Stimme und versuche dich zu entspannen, Ethan.


Ethan: Na gut. Ich weiß nicht, ob es hilft aber wenn du es möchtest.


Annie: Danke Ethan. Einen Versuch ist es wert oder?


Bevor ich zu Ende gesprochen habe, schließt Ethan die Augen und seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Ich folge seinem Beispiel.


Annie: Ausgezeichnet. Und jetzt Stephanie wäre es toll, wenn du uns ein wenig Freiraum geben könntest.


Die Sirene seufzt und stapft auf die andere Zimmerseite. Ich wende mich wieder an Ethan, der den Blick nicht von meinem Finger nehmen kann.


Ethan: Du blutest immer noch Annie. Lass mich dir helfen, die Blutung zu stoppen.


Ich schaue wieder auf meinen Finger an dem tatsächlich ein Blutstropfen hängt. Ethan spitzt seine Lippen und befreit seine Reißzähne.


Annie: Ethan, stoppe die Blutung für mich. Bitte.


Ethan: Mit Vergnügen.


Ich schlucke schwer und strecke dem Vampir meinen verletzten Finger entgegen. Er ergreift sanft meine Hand und zieht mich auf seinen Schoß.

Mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich mich daran erinnere, das nur ein Handtuch mich von Ethans intimsten Bereich trennt.


Annie: Wird es wehtun?


Ethan: Vielleicht ein wenig. Sei tapfer mein Mädchen.


Ethan hält Augenkontakt mit mir, während er meinen Finger in seinen Mund schiebt und zärtlich daran saugt.

Ich beiße mir auf die Lippe als er mit seiner Zunge über den Schnitt fährt. Seine Berührung erzeugt ein Kribbeln zwischen meinen Beinen.

Als er meinen Finger langsam aus seinem Mund zieht, sehe ich das der Schnitt vollständig verheilt ist.


Ethan: Siehst du? Alles bestens, genau wie ich es gesagt habe.


Annie: Wow, ich wusste gar nicht das Vampire so etwas können.


Ethan: Das können nicht alle. Für mich funktioniert das nur bei dir. Meiner Gefährtin.


Ich lasse mich langsam von seinem Schoß gleiten und konzentriere mich auf meine Atmung, um mich von Ethans intensiver Behandlung zu erholen.

Ethan erhebt sich vom Bett und küsst meine Hand. Seine smaragdgrünen Augen strahlen wieder vor Klarheit und Ruhe.


Ethan: Danke das du so viel Geduld mit mir hattest Annie. Das kann angesichts unserer Gefühle nicht einfach gewesen sein.


Annie: Nun, da diese Gefährtensache ein permanentes Ding zu sein scheint, sollten wir einander unterstützen. Ich stehe hinter dir Ehtan.


Ethan: Und ich hinter dir.

Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss einige Dinge für den Rat der Unsterblichen erledigen. Und ich muss ein paar Klamotten auftreiben.


Nachdem sich die Tür hinter Ethan geschlossen hat, wende ich mich an Stephanie. Die Sirene kichert und rollt mit den Augen.


Stephanie: Komm mit. Ich wette du könntest eine Pause von Ethans düsterem Versteck gebrauchen. Es ist herrlich draußen.


Annie: Etwas frische Luft klingt tatsächlich ganz gut. Gehen wir.


Sobald ich und Stephanie draußen im Garten Platz genommen haben, atme ich aus und entspanne mich. Stephanie kichert.


Stephanie: Ethan ist ein echter Gewinner nicht wahr? Vampire sind die launischsten Unsterblichen von uns allen.


Annie: Oh ich glaube nicht das Ethan launisch ist. Er ist nur müde von der ganzen Gefährtengeschichte.


Stephanie: Das ist ein gutes Argument. Aber aus persönlicher Erfahrung würde ich trotzdem sagen, das Vampire die griesgrämigsten unter uns sind.


Annie: Das klingt nach einer Geschichte. Möchte ich überhaupt wissen, was passiert ist?


Stephanie: Du willst Ethan nicht sehen, wenn er die Nacht durchgemacht hat. Ein Vampir ohne Schönheitsschlaf ist ein absoluter Alptraum.


Mein Lächeln verblasst, während ich ängstlich mein Kleid zurechtrücke und über meinen letzten Austausch mit Ethan nachdenke.


Annie: Stephanie, ich habe mich gefragt, passieren solche seltsamen Dinge wie Ethans unkontrolliertes Zischen oft?


Stephanie: Nun, es kommt nicht jeden Tag vor das er sich mit einer menschlichen Gefährtin zusammentut. Nicht einmal alle hundert Jahre.

Nicht das es mich etwas angehen würde. Sirenen paaren sich nicht auf die gleiche Art und Weise wie Vampire, Werwölfe und Finsterlinge.


Annie: Wie oft wählt ein Unsterblicher eine Gefährtin?


Stephanie: Das ist ziemlich selten. Ein Mensch und ein Unsterblicher sind normalerweise für immer aneinander gebunden.


Annie: Aber weil unsere beiden Welten derzeit aus dem Gleichgewicht geraten sind, stimmt das nicht mehr?


Stephanie: Ganz genau. Ohne dieses Gleichgewicht können menschliche Gefährten nicht über ein bestimmtes Alter hinaus überleben

und dieses Alter nimmt mit jedem Tag ab.

Aber du bist die Auserwählte! Vielleicht löst du die Sache mit dem Gleichgewicht und hilfst Ethan seine erste Gefährtin zu vergessen.


Annie: So unangenehm es für mich auch ist daran zu denken, das Ethan eine andere Gefährtin hatte, tut er mir irgendwie leid.

Ist das seltsam? Da Ethan und ich uns kaum kennen, meine ich?


Stephanies Gesichtsausdruck wird angesichts meines Mitgefühls weicher. Sie klopft mir sanft auf die Schulter.


Stephanie: Ich bin froh das du der Mensch bist, den Ethan markiert hat.


Annie: Das ist nett von dir.


Stephanie: Nun, ich meine es ernst. Mit all dem Guten in deinem Herzen könntest du den Vampir-Junggesellen vielleicht doch noch zähmen, Annie.

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