Eine unsterbliche Liebe - 13

Zurück im Reich der Träume, kann ich meinen Blick nicht von der verhüllten Gestalt abwenden, die jetzt vor mir steht.


Verhüllte Gestalt: Guten Abend, Mistress. Ich warte schon seit einiger Zeit auf dich.


Annie: W-wer bist du? Ich kann dein Gesicht nicht einordnen, aber ich kenne deine Stimme.


Verhüllte Gestalt: Wie faszinierend. Nach Jahrtausenden der distanzierten Bekanntschaft war ich mir sicher, dass mich alle Sterblichen kennen.

Sieh genauer hin. Vielleicht erkennst du mich ja doch.


Als das Wesen in das schwache Mondlicht tritt, kann ich seine altmodische Kleidung und seine seltsamen Gesichtszüge besser sehen.


Annie: Oh, du bist der Tod. Ich würde dich überall wiedererkennen.


Tod: Das bin ich in der Tat. Du besitzt eine Weisheit, die weit über dein Alter hinausgeht.


Annie: Danke, aber deine Identität schien ziemlich offensichtlich zu sein. Dein Look schreit förmlich "Sensenmann".


Tod: An diesem Ort bin ich Beratern, Politikern und Monarchen begegnet, die mich nicht so kannten, wie du mich kennst.


Annie: Wow! Okay, wenn das so ist, nehme ich das Kompliment an.


Das Krächzen einer Krähe in der Ferne unterbricht die unruhige Stille, die zwischen mir und dem Tod herrscht.

Mit einer anmutigen Bewegung streckt der Tod seinen Arm in Richtung Brücke aus und zeigt auf die andere Seite.


Tod: Auf der anderen Seite der Brücke erwarten dich Leid und Ungewissheit.


Als ich in die Richtung schaue, in die der Tod zeigt, sehe ich niemanden. Ich höre nur den schwachen Klang von Ethans Stimme im Wind.


Traum-Ethan: Du bist stärker, als du vielleicht denkst, Annie.


Ich blinzele schnell um meine Sicht zu verbessern, aber ich sehe immer noch keine Menschenseele auf der anderen Seite der Brücke.


Tod: Wenn du hier bei mir bleibst, verspreche ich dir Frieden und Sicherheit. Sicherlich ist mein Angebot der Ruhe attraktiver als das Chaos,

das dir dein Vampirgefährte bringen wird.


Annie: Tod, ich vertraue an diesem Ort niemandem.


Das jenseitige Wesen lacht, scheinbar erschrocken über meine skeptische Aussage.


Tod: Es ist schon viel zu lange her, dass mich ein Sterblicher ohne Furcht in den Augen herausgefordert hat.


Annie: Ich beschäftige mich schon mein ganzes Leben lang mit übernatürlichen Dingen, also ist diese Situation quasi Alltag für mich.


Tod: Vielleicht. Wir werden bald sehen, ob du wirklich mutig bist - oder einfach nur leichtsinnig.


Hinter dem Tod ertönt ein Donnergrollen, das meine Aufmerksamkeit fordert.


Tod: Die Zeit der Diskussionen wird knapp. Du musst dich entscheiden, Mistress.


Annie: Ähm warum hast du es so eilig? Träume sind zeitlos.


Tod: Du bist dumm, wenn du glaubst, dass unser Treffen das einzige ist an dem ich heute teilnehmen muss.


Annie: Versuchst du ernsthaft die Sache zu beschleunigen, damit du deinen Zeitplan einhalten kannst?


Tod: Wenn du wüsstest wie eng mein Zeitplan ist, würdest du dich nicht über meinen Wunsch nach Geschwindigkeit lustig machen.


Aus Überlebensinstinkt mache ich einen Schritt weg vom Tod. Die Bewegung sendet einen Stich des Schmerzes durch mein Bein.


Tod: Mein Angebot der Befreiung abzulehnen, führt nur zu Aufruhr. Bist du sicher, dass das deine Entscheidung ist?


Annie: Warte. Ich habe noch nichts entschieden. Und "Befreiung" ist sicherlich nicht meine Vorstellung vom Tod.

Das Leben ist ziemlich großartig, also bin ich mir nicht sicher, wovon genau ich eine Befreiung brauche.


Tod: Du bist noch jung. So jung. Bald wirst du sehen, welche Last es ist zu leben.


Annie: Vielleicht. Aber verzeih mir, wenn ich den Ansichten eines Wesens das für seinen Lebensunterhalt menschliche Seelen erntet nicht traue.


Der Tod verengt seine Augen und verrät einen Hauch von Verärgerung, bevor er seinen Blick wieder unleserlich macht.


Tod: Du musst dich jetzt entscheiden, Mistress. Niemand sonst kann diese Wahl für dich treffen, denn es ist dein Leben das auf dem Spiel steht.


Während die Panik in meiner Brust wächst, entdecke ich endlich Traum-Ethan auf der anderen Seite der Brücke.


Traum-Ethan: Bleib standhaft, Annie. Unser gemeinsames Leben wird hart sein, aber der Tod ist nicht die Antwort!


Traum-Ethan greift nach mir, aber der Tod tritt zwischen uns und versperrt mir die Sicht.


Tod: Die Zeit der Entscheidung ist gekommen. Du kannst nicht gehen, bevor du deine Wahl getroffen hast.


Annie: Wir werden uns wahrscheinlich wiedersehen, Tod und ich werde keine Wahl haben dir meine Seele zu geben....

Aber dieser Tag ist nicht heute.


Ich ignoriere den Tod und den stechenden Schmerz in meinen Beinen und dränge mich weiter auf Traum-Ethans Seite der Brücke vor.

Während ich renne, höre ich ein unzufriedenes Grunzen vom Tod hinter mir.


Tod: Bist du wirklich so töricht zu glauben, dass das was Ethan zu bieten hat, den Schmerz wert ist?


Ich halte inne und wende mich wieder dem Tod zu. Ich halte seinen zeitlosen Blick fest, während sich in meinem Kopf Worte bilden.


Annie: Wie kannst du es wagen! Du hast keine Ahnung wie viel Ethan geopfert hat, um mir zu helfen.


Tod: Du solltest mir etwas mehr zutrauen, Mistress. Ich mag der Hüter des Todes sein, aber ich kümmere mich auch darum,

was mit den Sterblichen im Leben passiert.


Annie: Das ist schön, aber was ist das Schlimmste was mir passieren kann, wenn ich mich für ein Leben mit Ethan entscheide?


Tod: Dein Vampir hat bereits eine menschliche Gefährtin verloren. Wer weiß, ob er nicht auch dich verlieren wird.


Während meine Gedanken von Zweifeln geplagt werden, ruft mir Traum-Ethan von seiner Seite der Brücke zu und unterbricht meine Gedanken.


Traum-Ethan: Das werden wir erst wissen, wenn deine Verwandlung abgeschlossen ist. Gib mir eine Chance, Annie. Gib uns eine Chance.


Ich gehe mit langsamen Schritten auf Traum-Ethan zu. Der Klang seiner Stimme lindert meinen Schmerz und bringt mich näher.


Annie: Das Potenzial für Liebe in unserer Zukunft ist ein Schmerz, den ich zu ertragen bereit bin.


Tod: So soll es sein. Ich wünsche dir Glück auf deinem schwierigen Weg, Mistress.


Gerade als ich Traum-Ethan erreiche und er mich in seine starken Arme schließt, höre ich das vertraute Flattern von Flügeln über mir.
Traum-Cassius landet genau in der Mitte der Steinbrücke und zerschmettert sie in ihrer Mitte.


Traum-Cassius: Nun, nun, nun, Annie. Ich sehe die Entscheidung ist gefallen.


Nachdem er neben dem Tod gelandet ist, verbeugt sich der Finsterling langsam vor dem Wesen, was mir einen Schauer über den Rücken jagt.


Traum-Cassius: Sensenmann.


Tod: Lord.


Traum-Cassius richtet seine Aufmerksamkeit auf mich und Traum-Ethan, während der Tod in der Dunkelheit verschwindet.


Traum-Cassius: Dein Widerstand gegen den Zauber des Todes war beeindruckend. Angesichts deiner Loyalität bist du vielleicht doch die Auserwählte.

Ich hoffe, du und Lord Ethan wisst was ihr da tut.


Annie: Genug von dir, Finsterling. Ethan und ich gehen diese Sache mit offenen Augen an.


Traum-Ethan drückt meine Hand, aber Traum-Cassius gackert und schlägt genüsslich mit seinen riesigen Flügeln.


Traum-Cassius: Meine liebste Auserwählte, du hast nicht die geringste Ahnung was hier wirklich vor sich geht.


Annie: Ich weiß, dass du Ärger bedeutest. Und das ist Grund genug von dir wegzukommen.


Traum-Cassius starrt meinen Vampirgefährten böse an und wendet sich dann wieder mir zu.


Traum-Cassius: Ich hätte dich für schlauer gehalten, Annie. Aber jetzt sehe ich, dass ich mich geirrt habe.


Mit ein paar schnellen Flügelschlägen fliegt Traum-Cassius auf unsere Seite der Brücke und landet direkt vor mir.


Traum-Ethan: Halt dich zurück, Cassius. Ihr Traum ist fast vorbei und wir haben dir nichts mehr zu sagen.


Traum-Cassius: Das ist mir bewusst. Ja sie wird bald wieder aufwachen, aber das wird nicht unser Treffen sein.


Annie: Oh es wird unser letztes Treffen sein, wenn ich dazu was zu sagen habe.


Traum-Cassius: Welch eine Arroganz von einem Menschen, der keine Ahnung hat, was vor ihm liegt!


Annie: Ich sehe keinen Grund, warum wir wieder miteinander reden sollten, also ja ich habe vor dir aus dem Weg zu gehen. Sorry. Oder auch nicht.


Traum-Ethan: Du hast meine Gefährtin gehört. Halte dich von uns fern, Cassius.


Mein Gesicht errötet, als Traum-Ethan mich als seine Gefährtin bezeichnet. Er bemerkt das und drückt meine Hand.

Traum-Cassius der nur wenige Zentimeter entfernt steht, grinst, während er seinen Blick über unsere verschlungenen Hände gleiten lässt.


Traum-Cassius: Bevor das hier endet, sag mir Annie. Wenn es möglich wäre, Ethans Markierung zu entfernen, würdest du es tun?


Traum-Ethan stellt sich zwischen mich und den Finsterling, aber er hält meine Hand fest.


Traum-Ethan: Das würde sie niemals tun. Nicht nachdem wir so weit zusammen gekommen sind.


Als mein Gefährte mich anschaut, sehe ich ein Aufflackern von Unsicherheit und Verletzlichkeit in seinen smaragdgrünen Augen.


Traum-Ethan: Richtig, Annie?


Mein Herz klopft in meiner Brust und ich überlege, ob ich die tiefe Verbundenheit mit meinem Gefährten aufgeben würde.


Annie: Cassius, Ethan hat recht. Ich würde seine Markierung niemals entfernen.


Ich halte Augenkontakt mit dem Finsterling, während ich Traum-Ethans Hand langsam zu meinen Lippen führe und sie küsse.


Annie: Wir sind jetzt Gefährten, also gewöhne dich dran, du Fiesling.


Traum-Cassius: Ich verstehe. Aber vielleicht fühlst du dich nur wegen der Magie von Ethans Markierung so stark.


Ich suche in Traum-Ethans Gesicht nach einem Zeichen des Zweifels, aber der Ausdruck deines Gefährten ist unerschütterlich.


Traum-Ethan: Cassius, du weißt genauso gut wie ich, dass der Markierungsprozess nur Gefühle nährt, die bereits vorhanden sind.


Annie: Siehst du? Es ist wie es sein soll und ich würde mich nie mit dem Schicksal anlegen.


Den Finsterling ignorierend richtet Traum-Ethan seine Aufmerksamkeit auf mich und streicht mir sanft über die Haare.


Traum-Ethan: Ich weiß, dass der Prozess stürmisch war, aber ich bin froh das du meine Markierung nicht entfernen würdest, selbst wenn du es könntest.


Annie: Natürlich würde ich das nicht, Ethan. Wir sind ein Team.


Während Traum-Ethan meine Wange streichelt, tritt Traum-Cassius einen Schritt zurück.


Traum-Cassius: Ich sollte....ah...vielleicht.....


Annie: Den Rückzug antreten? Ja, das solltest du vielleicht. Ethan und ich kommen klar, vielen Dank.


Bevor ich mehr sagen kann, wird mir schwindelig. Gerade als ich zu fallen beginne , fängt Traum-Ethan mich auf.


Annie: Ethan, was passiert hier?


Traum-Ethan: Du wachst auf, meine Schöne. Akzeptier es. Wir sehen uns bald.


Traum-Cassius: Gut. Dies ist kein Ort für einen Kampf. Schone deine Kräfte, wenn die wahre Prüfung kommt, Annie.

Und wenn es so weit ist, wird dich dein kostbarer Ethan nicht mehr retten können.

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